Zockerbude » Operation Flashpoint 2

Ich bin zwar der einzige der sich für dieses Spiel interessiert....aber hey..Trotzdem hau ich meine Lesertest hier rein.

Der Drache erhebt sich!

Der Ausdruck angepisst beschreibt meine Reaktion auf die Play3 Wertung von Operation Flashpoint 2 schon ziemlich genau. Die 79% im Multiplayer und 77% für den Singleplayer trafen meinen Hype mitten in der Lendengegend und zwangen meine monatelange Vorfreude in die Knie.
Weil ich aber ne coole Sau bin und zuweilen relativ stur, ging ich dennoch zum Saturn und schmetterte 55 € auf Fließband. Ob sich meine Starköpfigkeit lohnte oder ich die Kohle lieber in Telekom- Aktien hätte anlegen sollen, lest ihr (wenn ihr wollt) im folgenden Lesertest.

Warum wir kämpfen

Die Geschichte rund um den fiktiven Konflikt ist in naher Zukunft angesiedelt. Auf Seiten der Amerikaner (USMC) gilt es, die bösen Chinesen auf der Insel Skira zu besiegen und somit die Eskalation eines Krieges zwischen Russland und der gelben Armee (VBA) zu verhindern. Diese stehen sich an ihren Landesgrenzen bereits gegenüber und wätzen ihre Messer. Der Grund für den ganzen Schlamassel ist (wie sollte es auch anders sein) das gute alte Erdöl. Davon gibt es ne Menge auf Skira und die Chinesen, welche sich als rechtmäßige Eigentümer der Insel betrachten, wollen eben jene Erdölreserven für sich beanspruchen.
Kurz...ihr sollt verhindern, dass die Volksreprublick an „ihr“ Erdöl gelangt und somit unterbinden, dass die Chinesen über ausreichende Ressourcen verfügen, um einen Krieg gegen Russland zu führen....hui!

Aber keine Angst. Wer jetzt glaubt, dass uns die Entwickler mit einer spannenden und mitreißenden Story belästigen, kann beruhigt aufatmen. Nach dem Intro und dessen Inhalten, welche eben so gut aus der Feder eines Tom Clancy stammen könnten, kommt nicht mehr viel.
Zyniker könnten sogar behaupten, dass da nix mehr kommt aber das wäre nicht ganz korrekt. Immerhin gibt es in den Missionsbesprechungen die Möglichkeit, sich über das Ziel des nächsten Auftrages zu informieren und auf einen Abspann wollte man eben so wenig verzichten....Danke Codemasters!
Und wenn ich schon dabei bin....Die insgesamt 3 spielbaren Charaktere sind so blass, dass ich mir noch nicht mal sicher bin, ob es 3 sind...oder nur Einer? Egal, warum sollte ich mehr drüber nachdenken als es die Entwickler taten.

Ab an die Front

Das Wichtigste bei einem Taktikshooter ist seine Steuerbarkeit, vor allem im Konsolenbereich. Immerhin gilt es, nicht nur den eigenen Arsch übers Schlachtfeld zu schleifen, sondern auch noch den seiner Kameraden. Diese wollen befehligt werden und sind dank ihrer Schlagkraft essentiell für das Gelingen der insgesamt 11 Missionen. Um dies zu bewerkstelligen haben, die Entwickler ein kontextsensitives Befehlssystem ins Spiel integriert, welches das Führen der Gruppe erheblich erleichtert und nach einiger Eingewöhnungszeit locker von der Hand geht. Wer mit dieser Art der Befehlserteilung nicht klar kommt, kann seine Mannen eben so gut über die taktische Karte dirigieren. Diese ist vor allem wichtig, wenn ihr die Jungs in nicht einsehbares Gelände schicken wollt.

Die eigene Spielfigur lässt sich eben so gut lenken wie die Kameraden. Wer sich an die CoD Steuerung gewöhnt hat, wird allerdings mit Startschwierigkeiten zu kämpfen haben und spätestens, wenn ihr mal rasch zum Raketenwerfer greifen wollt, werdet ihr merken, was der Unterschied zwischen einem Ego-Shooter und einer Simulation aus der Egoperspektive ist.
Nachladeanimationen sowie das Wechseln der Ausrüstung dauert seine Zeit und sorgt unter Feindbeschuss für einen erhöhten Puls.

Während die spielbare Figur durch menschenähnliche Bewegungsablaufe glänzen kann und somit gehörig zu Realismusgefühl beträgt, sieht es bei Feinden und Kameraden etwas anders aus. Die Jungs tragen offensichtlich mehrere Stöcke im Rektum und agieren ziemlich statisch. Besonders nervig und hässlich ist die Tatsache, dass einige Animationen gänzlich fehlen. Gibt man seinen Leuten den Befehl, ein Fahrzeug zu besteigen oder ein MG zu bemannen, gehen diese nicht an bzw. in das gewählte Objekt, sondern werden hin gespawnt. Eine analoge Bewegungsabfolge fehlt gänzlich und im Jahre 2009 ist dies ein absolutes No Go.
Beim Feind sieht das nicht besser aus. Beobachtet man die VBA-Einheiten für eine Weile, bekommt man eher das Gefühl, gegen Cyborgs und nicht gegen Menschen in den Krieg zu ziehen. Anstatt das die Typen miteinander reden, eine rauchen oder meinetwegen popeln, fehlt ihnen jedwedes humanes Verhalten. Die Herren stehen entweder in der Pampa rum oder rennen auf vorgegebenen Strecken durch die Gegend.
Haben sie einen bemerkt und das Feuer eröffnet, fallen diese Mängel zwar weniger auf aber sind wir mal ehrlich: „Wir leben im Zeitalter der Euphoria Engine und OF2 wirkt in Punkto Animationen nicht besser als sein 8 Jahre alter Vorgänger!“.....Schade.

Engine ist übrigens ein weiteres Stichwort um zu meckern. Offensichtlich nutzt das Spiel den Havok Motor, zumindest wird das behauptet. Allerdings fällt dies nur auf, wenn ihr..... hmmm, wenn ich so darüber nachdenke, fällt es gar nicht auf (Blackside lässt grüßen)!

Race Driver:GRID….Colin McRae: DiRT….Codemasters???

Eigentlich hab ich schon zu viel gemotzt aber es gibt noch einige Punkte, welche ich nicht unterschlagen möchte. Die Teilüberschrift verrät es bereits. Der Fuhrpark ist im Vergleich zum Vorgänger nicht nur geschrumpft und besitze kaum spielerische Relevanz....NEIN!!!...Die Entwickler haben anscheinend auf halber Strecke aufgehört, an der Steuerung und dem Fahrverhalten zu programmieren. Ein Schadensmodell gibt es auch nicht wirklich und wer einen Jeep durch einen gezielten Reifenschuss stoppen will, wird....na ja.... enttäuscht.

Des weiteren nervt mich die Nutzlosigkeit des Restlichtverstärkers, die Tatsache, dass ich Kampfhubschrauber mit wenigen Gewehrsalben vom Himmel holen kann und der Fakt, dass die Wärmesicht (Infrarot) auch unbenutzte MG´s weiß hervorhebt.

KI Künstliche Inkompetenz

Zugegeben, über weite Strecken funktioniert die KI von Freund und Feind recht gut und weiss zu überzeugen. Die Kameraden geben sich gegenseitig Deckung, rücken überschlagend auf gegnerische Stellungen vor und klären Situationen oft schon, bevor man selber Herr der Lage ist. Der Feind fällt einem selbstständig in die Flanke, formiert sich bei herben Verlusten neu und leistet erbitterte Gegenwehr. All diese Aspekte würden mich nun zu Begeisterungsstürmen hinreißen, wenn da nicht das „OF2 ABER“ wäre, dass einem lächelnd den Stock zwischen die Beine schmeißt.
Warum kleben Gegner hinter stationären MG´s als wenn es kein Morgen mehr gäbe, selbst wenn das Dorf hinter ihnen von schweren Artilleriebeschuss zerfetzt wird? Warum können Chinesen kein Auto fahren? Wieso verweigern meine Leute jeden fünften Befehl? Weshalb stehen sie wie Rambo im Leuchtspurhagel und weswegen rennen sie in Reihenformation über einen Acker, selbst wenn ich 100 mal sage, dass sie eine Linie bilden sollen?
All diese kleinen Macken sowie die oben aufgezählten Probleme summieren sich zu einem Potpourri aus WTF Momenten, die nicht hätten seien müssen.

Grafik und Sound

In optischer Hinsicht punktet OF2 mit einer ordentlichen Weitsicht, netten Fahrzeug - und Charaktermodellen, einem stimmigen Beleuchtungssystem sowie realistischen Effekten in Sachen Rauch, Explosionen und vom Boden abprallenden Leuchtspurgeschossen. Einzig die Gebäudetexturen wirken etwas matschig und betritt man ein Solches, fällt auf, dass die Insulaner nicht wirklich etwas für Inneneinrichtungen übrig hatten
(Schieben wir das mal auf eine gründlichen Evakuierung).
Ansonsten ist der Gesamteindruck nicht als konkurrenzfähig aber ordentlich zu bewerten.

In Sachen Sound fährt man offensichtlich auf der Realismusschiene. Die Feuergefechte wirken glaubwürdig und erreichen zu keiner Zeit die Bombastwirkung eines „Battlefield Bad Company“ oder „Call of Duty“..... Mir soll’s recht sein, denn wer schon einmal an einer militärischen Übung teilgenommen hat, wird die Entwickler im Hinblickt auf die Akustik bestätigen können.

Soundtrackfanatiker gehen hingegen leer aus. Bis auf die geniale Menümusik kommt das Spiel gänzlich ohne musikalische Begleitung daher. Die Synchronisation ist Ok aber recht hölzern (auch auf englisch).

Boden gewinnen....

.....Genau das ist es, was OF2 bei all seinen Mängeln tun muss und dies wird vor allem durch eine geniale Atmosphäre, spannenden und abwechslungsreichen Missionen und dem Hardcore-Modus angestrebt. Selten kratzte ein Konsolenspiel so sehr an der Realismusgrenze. Diese wird zwar nicht in allen Punkten erreicht – man kann mit einer Panzerfaust auf 2qm großen Räumen schießen – sucht aber vergeblich nach Konkurrenz.

Die sporadischen Rücksetzpunkte und die Tatsache, dass selbst minimale Fehler zum Tode führen können, dürften jeden Kausalzocker zum Rückzug bewegen und erfreuen die Nerd-Seele. Flashpoint ist ein Spiel für Perfektionisten und Leute mit hoher Frustgrenze. Wer sich nicht mit dem Spiel auseinandersetzt, wird auf lange Sicht kein Land sehen und das ist etwas, dass ich dem Game, in anbetracht der Marktentwicklung, hoch anrechne.

Multiplayer

Wer die Einzelmissionen hinter sich hat und sich im HC-Modus, einigermaßen sicher fühlt, sollte unbedingt zum Koop Bereich vorstoßen. In dieser Spielvariante ist es möglich, mit bis zu 3 menschlichen Wegbegleitern durch die Kampagne zu pirschen oder ausgewählte Aufträge nachzuspielen.

Übrigens.... wer es noch nicht weiß.
Gebt ihr folgende Codes im entsprechenden Bereich ein, erhaltet ihr zusätzliche Missionen, welche ursprünglich nur für Vorbesteller gedacht waren.
AmbushU454
CloseQ8M3
StrongM577
RaidT18Z
OFPWEB2
OFPWEB1
(Hoffentlich geht das so weiter :)

....Aber zurück zu Koop. Ich will gar nicht weit ausholen. Spielt den Singleplayer zum trainieren und nutzt das Spiel anschließend nur noch Online. Alle positiven Aspekte des Machwerks entfalten sich erst mit menschlichen Kameraden an der Seite. Versprochen!

VS

Will man nicht gemeinsam sondern gegeneinander in die Schlacht ziehen, bietet das Spiel zwei VS-Modi an.
Zum einen gilt es, in der Variante „Infiltration“ ein bestimmtes Objekt zu bewachen, bzw. zu zerstören und zum anderen beherbergt der Modus „Vernichtung“ ein simples Team Deathmatch. Es können bis zu 8 Spieler daran teilnehmen und die KI Kameraden sind ebenfalls mit von der Partie..... Doof nur, dass für beide Varianten nur je zwei Karten zur Verfügung stehen. (Das schreit nach Download Content.....KOSTENLOSEN!!!!)
Ansonsten macht das Onlinespielen, trotz geringen Umfangs, ne Menge Spaß.

Fazit:

Operation Flashpointe Dragon Rising macht es mir echt schwer, ein angemessenes Urteil zu fällen. Auf der einen Seite überzeugt es durch spannende Missionen und dem einzigartigen Simulationsaspekt und auf der Anderen kränkelt es an Bugs, Unfertigkeiten und Altbackenheit. Subjektiv betrachten dürfte ich nichts zu meckern haben. Immerhin fesselt mich das Spiel schon seit Wochen vor dem Bildschirm und macht im Koop richtig Laune. Objektiv gesehen reicht das aber nicht aus. Im genreübergreifenden Vergleich zieht das Spiel, fast in jeder Hinsicht, den
Kürzeren und der Fakt, dass es im Konsolenbereich eine einzigartige Erscheinung ist, ändert nichts daran, dass man es besser hätte machen können. Reine Konkurrenzlosigkeit ist zwar gut für den Verkauf, lässt aber keine Fehler verschwinden. Insofern muss ich der Play3 recht geben und meine Wertung im ähnlichen Bereich anlegen. Das soll nicht heißen, dass OF2 ein schlechtes Spiel ist oder das ich den Kauf bereue. Es ist vielmehr so, dass ich als Taktikshooter-Fan keine Alternative sehe, denn sollte eine auf den Markt kommen, müsste sich Flashpoint warm anziehen.

Grafik: 79%

Sound: 85%

Spielspass (Singleplayer): 75%

Spielspass (Multiplayer): 80%